Fasnetsparty mit Tanz und starken Büttenreden
Bis zum letzten Augenblick zog die Prunkfestsitzung des Narrenbunds Neuhausen das begeisterte Publikum in den Bann. Marsch- und Showtanz, Büttenreden und Comedy mit Lokalkolorit begeisterten das närrische Publikum.
NeuhausenHistoriker rieben sich verwundert die Augen und die Verschwörungstheoretiker unter den Neuhäuser Narren haben es schon immer gewusst: Der Filderdom, wie die Basilika St. Petrus und Paulus auch genannt wird – konnte seinerzeit nur mit dem Geld der russischen Oligarchin Olga Machslochuff gebaut werden. Der Rubel floss aber erst, nachdem König Kingo – „der schönste König, den der Erdball je gesehen hat“ – der resoluten blonden Russin das Jawort gegeben hatte. Versuche, das für den Bau des Filderdoms benötigte Geld durch einen verstärkten Handel mit Ablassbriefen aufzutreiben, wie es der Kurienkardinal Kirschwasser vorgeschlagen hatte, waren zuvor kläglich gescheitert.
So oder so ähnlich könnten die Hintergründe für den Bau des Filderdoms ausgesehen haben, glaubt man der Geschichte, den die Sketchgruppe Feudal Total am Freitagabend in der Egelseehalle erzählte. Dorthin hatte der Narrenbund Neuhausen zur ersten Prunksitzung des Jahres eingeladen, um mit seinem Publikum Fasnet zu feiern. Die NBN-Narren entzündeten drei Stunden lang ein Feuerwerk bester Fasnetsunterhaltung mit bunten Marsch- und Showtänzen, hintersinnigen Büttenreden sowie mit viel Musik.
Ein Tipp für Helikoptereltern
Wer jedoch glaubte, eingefleischte Narren könnten nur feiern und würden die Augen vor ernsten Dingen verschießen, wurde eines besseren belehrt. Justin Witt und Melissa Veil – Ähnlichkeiten mit der Klimakämpferin Greta Thunberg waren rein zufällig – wurden am Vormittag auf dem Schlossplatz aufgelesen, wo sie bei „Fridays for Future“ das Klima gerettet hatten und nun auf der Bühne ihren Kampf fortsetzen wollten. Um Kohlendioxyd einzusparen, schlug Melissa allen Helikoptereltern vor, ihre Kinder nicht mehr zur Schule zu fahren, sondern sie laufen zu lassen. Selbst Melissas Mutter engagiert sich für die Rettung des Weltklimas und empfängt ab und zu den Mann vom Umweltschutz. „Der kommt immer zu uns und fragt, ob die Luft rein ist“, witzelte Melissa mit ihren langen Zöpfen.
Selbst Pfarrer Alfred Kirsch hatte als „Steampunk“ einen Tipp zum Klimaschutz parat. „Luftholen ist noch erlaubt, das Ausatmen lassen wir lieber sein“, sagte er augenzwinkernd. „Die Jugend packt uns an der Nase und geht lautstark auf die Straße“, kommentierte der „Steampunk“ die Fridays-for-Future-Bewegung. Auch kritisierte er die USA und ihren Präsidenten Donald Trump für dessen Klimapolitik. Mit ganz anderen Problemen hatte dagegen „Der Zwerg vom Berg“ alias Helmut Hazi Gärtner zu kämpfen. Sein Arzt habe bei ihm eine Organverschiebung diagnostiziert, weil seine Leber im Arsch sei. Gerne erholt sich der Zwerg deshalb ab und zu im Senioren-Swinger-Club, weil es dort nicht so steif zugehe, wie er sagte.
Ganz und gar nicht steif zeigten sich auch Tänzerinnen und Tänzer der Maskengruppen, die trotz schwerem Häs und Maske ganz leichtfüßig einen Masken- und Brauchtumstanz präsentierten, sowie die Mädchen der Tanzgarden des Narrenbunds. Zum ersten Mal in der närrischen Vereinsgeschichte standen mit der Kinder-, der Junioren- und der Prinzengarde gleich drei amtierende Württembergische Meister im Showtanz auf der Bühne. Mit ihrem rasanten Tanz „It‘s time for Africa“ zeigten die jungen Tänzerinnen, wie irgendwo auf dem schwarzen Kontinent zur Freude der Kinder eine Schule gebaut wird und die Prinzengarde brach mit ihrem farbenprächtigen Showtanz „Respekt – im Zweifel für den Angeklagten“ eine Lanze für mehr Toleranz und Solidarität. Das tat auch Sitzungspräsident Wolfgang Mann: „Niemand sollte von seinen Mitmenschen wegen seines Andersseins verurteilt werden.“ Wer die meisterlich getanzte Geschichte sehen möchte, hat dazu am 16. Februar Gelegenheit. An diesem Tag präsentiert die Prinzengarde ihren Showtanz bei der Fernsehfasnet in Donzdorf, die ab 20.15 Uhr übertragen wird.
Erfolgreiche Tanzgarden
Dass die Tanzgruppen keine Nachwuchsprobleme haben, zeigte sich nicht zuletzt beim Showtanz der Kindergarde, die das Publikum mit ihrem Tanz „Aladdin“ in orientalische Gefilde entführte. Viel Applaus heimste auch Lilli Braun, das Tanzmariechen des Narrenbunds, ein. Ganz nach dem Motto „das Beste kommt zum Schluss“ hatten sich die Narrenbündler den gemeinsamen Auftritt des Musikvereins und der Flägga Bätscher aufgehoben, die erstmals gemeinsam auf einer Bühne standen. Grund für die Premiere: Der Musikverein feiert in diesem Jahr sein 120-jähriges Bestehen und die SChalmeienkapelle Flägga Bätscher werden 30 Jahre alt. Gemeinsam stimmten die Musikerinnen und Musiker das närrische Publikum, das es schon kaum mehr auf den Stühlen hielt, mit einer musikalischen Zeitreise auf eine lange Party- und Tanznacht ein.