„Lieber lose Schnallen als feste Bindung“
Neuhausen Narrenbund präsentiert in der Egelseehalle eine fulminante Prunksitzung.
Von Andreas Kaier
Neuhausen Atemlos durch die Nacht“ – Der Song von Helene Fischer, mit dem die Partyband „Time4Music“ am Freitagabend das närrische Publikum in der Egelseehalle in Hochstimmung brachte, war Programm. In einem atemlosen Rhythmus wechselten sich bei der sehr kurzweiligen Prunksitzung des Narrenbundes Neuhausen (NBN) unter den Augen ihrer närrischen Hoheiten Prinzessin Beatrice I. und Prinz Benjamin I. farbenfrohe und preisgekrönte Marsch- und Schautänze mit witzigen Gesangseinlagen und hintersinnigen Büttenreden ab.
Vielleicht ist es gerade der Neuhäuser Fasnet zu verdanken, dass der katholische Flecken auf den Fildern selbst im Weißen Haus in Washington kein Unbekannter ist. Jedenfalls ließ es sich der amerikanische Präsident Donald Trump nicht nehmen, telefonisch in ein Gespräch zwischen Nadja und dem Bürgermeister, gemimt von Timo Samel und Lena Broll, zu platzen. Die beiden waren gerade dabei, ein Konzept für die in diesem Jahr anstehende Bürgermeisterwahl auszubaldowern, als das Telefon klingelte und Trump dem Neuhausener Verwaltungschef das Amt des Bürgermeisters von New York anbot. Die euphorische Reaktion des Bürgermeisters, der sein Englisch selbst als „under all pig“ (unter aller Sau) einstufte: „I think I spider“ (ich glaub ich spinne).
Ganz auf Englischkenntnisse verzichten konnten „Dia vom Kloschdrgässle“. NBN- Präsident Ronald Witt hatte es mit Sohn Justin an den Ballermann nach Mallorca verschlagen, wo die beiden im Kreise deutscher Landsleute bei Bier und Sangria wichtige Vater-Sohn-Gespräche führten. Der wichtigste Tipp des Vaters an seinen Filius: „Lieber zwei lose Schnallen als eine feste Bindung“.
Alma und Wilma alias Uschi Krieger und Raphaela Schaller hatten in diesem Jahr ihre rollende Gehhilfe zum „Grillator“ umgebaut und verteilten freigiebig gegrillte Würstchen an die Fans des 1. Neuhausener Gehwägeles-Rennens, zu dem sie eingeladen hatten. Ihre Unterhaltung am Rande des sportlichen Ereignisses zeigte, dass Liebesbeziehungen nicht nur in jungen Jahren und während der Fasnet eine große Rolle spielen. Alma berichtete der staunenden Wilma, wie sie kürzlich durch einen für das Liebesleben ach so wichtigen Wechsel der Stellungen Schwung in den Ehealltag bringen wollte und kurzerhand am Abend mit ihrem Alten im Bett die Seiten tauschte.
Premiere hatte die 1. Neuhäuser Knastkapelle, die das Publikum mit einem bunten Strauß närrischer Melodien unterhielt. Den neun Musikern in Panzerknacker-Montur war am Tag der Prunksitzung erstmals die Flucht aus dem alten Gefängnis im Schloss gelungen. In der Egelseehalle brachen sie eine Lanze für die Neuhäuser Fasnet. „Wir sind eine große Familie, wir gehören zusammen, hier ist keiner allein“. Ebenfalls zum ersten Mal stand eine Gesangsgruppe auf der Bühne, die von Sitzungspräsident Wolfgang Mann als „Die magischen vier Akkorde“ angekündigt wurde. Das Quartett begeisterte das Publikum mit einem Medley von nicht weniger als 20 Gassenhauern.
Atemberaubend waren auch die fantasievollen und stellenweise akrobatischen Tänze der Tanzgarden. Viel Beifall bekam vor allem das Tanzmariechen Lilli Braun, die mit ihren acht Jahren bei den Württembergischen Meisterschaften auf Anhieb den vierten Platz errang. Die Minigarde entführte die Narren mit ihrem Showtanz „Love-Peace- Happiness“ in die Hippie-Zeit der 60er-Jahre und die Kindergarde zeigte mit ihren farbenprächtigen Kostümen und Bollenhüten, wie es im Schwarzwald zugeht.
Geradezu meisterlich waren die Showtänze der Junioren- und der Prinzengarde. Die Juniorengarde präsentierte ihren Showtanz „It’s time for Africa“, mit dem sie den Württembergischen Meistertitel ertanzte. Mit dem „Jahrmarkt der Illusionen“ wurde die Prinzengarde ebenfalls Württembergischer Meister im Showtanz und wer das Meisterstück sehen möchte, hat dazu am 24. Februar Gelegenheit. An diesem Tag hat die Prinzengarde bei der Fernsehsitzung „Schwäbische Fasnet“ des SWR in Donzdorf ihren großen Auftritt.
Den Schlusspunkt unter die fulminante Prunksitzung setzen nach vier Stunden die Waschlappen-Glunker mit ihrer Einlage „Heiße Nächte in Palermo“. Die Guggenmusiker heizten dem Publikum noch einmal musikalisch kräftig ein, bevor in der Egelseehalle bis tief in die Nacht ausgelassen Fasnet gefeiert wurde.