Schellen-Peter
In der Figur des Schellen-Peter konkretisieren sich historisch Ereignisse der Jahre 1729 und 1730. Diese waren geprägt vom Streit zwischen den kirchlichen und weltlichen Obrigkeiten in Neuhausen.
Im Jahre 1729 kam es zum Streit um das „Zehnt der Brachäcker“ zwischen dem damaligen Ortspfarrer Edelmann und dem Ortsherrn Joachim Ignatius von Rotenhan. Den Streit der Herrschenden nahmen die Untertanen zum Anlass, sich eigene Vorteile zu erkämpfen. So wurden plötzlich die herrschaftlichen Wälder geplündert, die Viehherden auf deren Äcker und Wiesen getrieben und Wein verkauft, ohne Steuern an die Obrigkeit zu bezahlen. Es wurde gegen fast alle Gebote und Verbote verstoßen. Die Untertanen liefen damals durch die Gassen und riefen „Neuhausen-Freihausen“!
Nach dem Tod des Ortspfarrers Edelmann im Jahre 1730 kam es zum Streit zwischen der kirchlichen und weltlichen Ortsherrschaft um dessen Erbe. Eine entscheidende Rolle in dieser Auseinandersetzung spielte der damalige Amtsvogt Peter Friton, dessen fortwährende Konfrontation mit der Kirche schließlich in der Exkommunikation des Amtsvogtes und seiner Helfer gipfelte.
Während seine Gefolgsleute später Buße taten und wieder in die Kirchengemeinde aufgenommen wurden, setzte der Amtsvogt Peter Friton seinen Widerstand gegen die Kirche fort, was schließlich auch zu dessen Isolation aus der dörflichen Gemeinschaft führte. Der Legende nach lebt der Amtsvogt Peter Friton seither abgeschieden und ruhelos in den umliegenden Wälder außerhalb der Ortschaft Neuhausen. Sein äußeres Erscheinungsbild hat sich über die Jahre hinweg der Umgebung der Tiere angepasst.
Die geschnitzte Holzmaske zeigt ein menschliches Gesicht, jedoch mit animalischen Attributen wie Wildschweinzähnen, Fell, Hornansatz und spitz zulaufenden Ohren, welche die Ausgeschiedenheit aus der menschlichen Gesellschaft symbolisieren. Umfasst wird die Maske von einer Haube in den Farben rot und weiß, den Wappenfarben Neuhausens, sowie einem Kopftuch aus Rupfensack.
Das Häs besteht aus grünem Stoff. Die Stiefel sind mit Rupfensack überzogen, der Handrücken der Lederhandschuhe mit Fell.
Das Geschell, zwei über den Schultern gekreuzte Riemen mit jeweils 7 Schellen, erinnern an das stürmische Kirchengeläut am Tage der Exkommunikation. Der Schellen-Peter führt einen aus Krebsauswüchsen von Bäumen bestehenden Wanderstab mit sich. Weitere Attribute sind Rätschen und Peitschen, wobei auf letztere derzeit aus Sicherheitsgründen verzichtet wird.
Berühmt und berüchtigt ist der Schellen-Peter für sein ganz besonderes Mitbringsel, welches an Umzügen zentnerweise auf die Umzugsbesucher niederprasselt und zumeist auch untrügliche Spuren der Anwesenheit des Schellen-Peter in den Gassen und Gastwirtschaften Neuhausens hinterlässt: die Erdnüsse.